Prävention
Erste Erfahrungen mit digitalen Medien wie zum Beispiel Spielkonsolen, Smartphone, Fernseher und Computer finden meist bereits im frühen Kindesalter statt. Deshalb ist es sinnvoll, dass Maßnahmen der universellen Suchtprävention schon im Elementarbereich beginnen. Mit zielgruppenspezifischen Angeboten kann dieser Prozess kontinuierlich weiterbegleitet werden. Wichtig ist hierbei, deutlich zwischen medienpädagogischen und suchtpräventiven Angeboten zu unterscheiden.
Medienfreies Freizeitverhalten in Balance zur digitalen Allverfügbarkeit muss aktiv eingeübt werden. Eltern und andere Bezugspersonen müssen in diesen Lernprozess mit einbezogen werden und ihn unterstützen. Sie sind selbst Vorbilder und können durch Vereinbarungen zu Hause Regeln zur Mediennutzung aufstellen.
Neben den Eltern sind die Fachkräfte für Suchtprävention wichtige Akteur*innen mit ihren Vernetzungen und Kooperationen in den örtlichen Strukturen.
Im Bereich Medien geht es darum, für exzessive Nutzung zu sensibilisieren und wahrzunehmen, welches Ausmaß die Nutzung im Alltag einnimmt und ob beispielsweise andere Aufgaben, Schule, Familie und Freundschaften vernachlässigt werden. Ist die Mediennutzung eine Rückzugsmöglichkeit im eng getakteten Schulalltag? Oder stellt sie eine Flucht dar vor Stress und Konflikten?
Es besteht ein Bedarf an spezifischen und flächendeckenden Präventionsangeboten zum Umgang mit PC und Internet, die angesichts der weiter oben skizzierten Komplexität und des rasanten digitalen Wandels ständig – auch fachdisziplinübergreifend – weiterentwickelt werden müssen.
Suchtprävention
- regt zu einer kompetenten Mediennutzung an in Bezug auf Inhalte und zeitlichen Umfang,
- regt zur Reflexion an, mit welcher Motivation die Medien genutzt werden,
- klärt auf über Mechanismen in digitalen Angeboten, die die Bindung erhöhen und die Kontrollfähigkeit besonders von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigen,
- vermittelt eine gesunde Balance zwischen digitalen Aktivitäten und anderen Lebensbereichen wie Familie, Schule/Ausbildung und anderen Hobbies.
Es geht also bei der Suchtprävention darum, die universelle Frage zu beantworten: "Was tut mir gut, was ist eine gesunde Nutzung von Medien?" Daneben sollten Informationen über eine kompetente Nutzung vermittelt werden und ab wann von einer exzessiven/problematischen Mediennutzung gesprochen werden kann.
Abgrenzung von Medienpädagogik
Suchtprävention grenzt sich deutlich von der Medienpädagogik ab, da letztere technische und rechtliche Aspekte vermittelt, wie beispielsweise die Entmystifizierung durch praktische Filmarbeit oder Radioworkshops. Darüber hinaus fördert sie durch Aufklärung eine medienkritische Haltung zur Vorbeugung von Cybermobbing oder Datenmissbrauch.
Ziele
Erhöhen der Kenntnis über negative Folgen exzessiver Computerspiel- und Internetnutzung in den Zielgruppen
- Wenn ich meine realen Freundschaften vernachlässige,
- Wenn ich in der Schule immer schlechtere Noten schreibe,
- Wenn ich keine andere Freude mehr habe außer beim Nutzen von Instagram.
Förderung der Reflexionsfähigkeit sowie Einstellungsänderung zur eigenen Computerspiel- und Internetnutzung
- Mediennutzungsreflexion: wieviel Zeit nutze ich mein Smartphone, wie lang bin ich online?
- Was ist die Motivation meines dreistündigen Zockens (Langeweile, Ärger in der Schule oder spaßiger Zeitvertreib)?
- Wozu mache ich unangemessene Fotos fürs Netz?
Förderung der selbstkritischen Änderung des Nutzungsverhaltens von Computerspiel- und Internetangeboten
- Die soziale Teilhabe ist geprägt von Medien, gesellschaftlich müssen Eltern alternatives Freizeitverhalten fördern und vorleben.
- Die Eigenmotivation und das Selbstbewusstsein der jugendlichen Nutzer*innen muss geweckt bzw. gestärkt werden.
Förderung der Beratungsbereitschaft im Bedarfsfall
- Ab wann habe ich bzw. hat jemand anderes Hilfebedarf?
- Wo finde ich dieses Angebot zur Beratung online oder offline?
- Wie kann ich helfen, dass der Bruder meiner Freundin, die Klassenkameradin oder das Kind meiner Nachbarin nicht in die Sucht abgleitet?
Zielgruppen
- Kinder und Jugendliche,
- Eltern und Bezugspersonen,
- Fachdienste wie sozialpädagogische Familienhilfen, Fachkräfte der Jugendämter für Frühe Hilfen, Erziehungsbeistand, flexible Familienhilfen, allgemeiner sozialer Dienst (ASD), Betreuungsweisen und Jugendgerichtshilfe,
- Allgemeinbildende Schulen,
- Ausbildende Personen in Unternehmen und anderen Organisationen, Fach- und Berufsschulen,
- Beratungsstellen für Studierende.
Angebote der Suchtprävention
- Workshops und Elternabende in Schulen,
- Fortbildung und Qualifizierung von Fachkräften für Suchtprävention, Lehrkräften und weiteren Multiplikator*innen,
- Gruppenangebote für exzessiv spielende Jugendliche und junge Erwachsene,
- Gruppenangebote für Betriebe (Arbeit mit Auszubildenden, Angestellten),
- Beratungsangebote online,
- Aufklärung und Fortbildung von pädagogischen Fachkräften im Elementarbereich zur universellen Prävention und Förderung der Lebenskompetenzen.
Der digitale Wandel bringt zunehmend spürbare Veränderungen in Bezug auf die Kommunikation mit sich: deshalb ist es wichtig, dass junge Menschen sowohl in der digitalen als auch in der Face-to-face-Kommunikation agieren und ihre sozialen Kompetenzen entfalten können.
Zuständige Fachstellen bzw. Fachkräfte für Suchtprävention finden Sie hier:
https://www.whatson.nrw.de/Fachstellen-NRW